Der Bachelor│Rosen-Roulette oder Trash-TV?

Die Casting-Kriterien für die Teilnehmerinnen beim Bachelor sind schnell erklärt:
Jung, hübsch, Single. Modelerfahrung und frisch gebleichte Zähne ausdrücklich erwünscht.
Möglichst viele (Silikon-) Ersatzteile ebenso.
Ein eigener Youtube-Beauty-Channel, Instagram Kanal oder eine Doppelseite im Playboy sind ganz klar von Vorteil.

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DER BACHELOR IM SCHNELLCHECK

Er ist der begehrteste Junggeselle am Deutschen Fernsehhimmel.
Er ist gutaussehend (darüber lässt sich streiten), sportlich, steht mit beiden Beinen fest im Leben und er ist natürlich super-erfolgreich in einem Traumjob.
Wahlweise arbeitet der TV-Beau nämlich als Immobilienmakler, Versicherungsfachmann oder Unternehmensberater. Metzger, Landschaftsgärtner und Landwirte sind bei dieser TV-Show eher unerwünscht.

Ein ganz wichtiges Merkmal eines TV-Bachelors: Weiße Zähne! Extra weiße Zähne!
Alle himmeln ihn an. Alle begehren ihn.
Aber er sucht nur sie: Seine ultimative Traumfrau.
Die Eine, mit der er den Rest seines Lebens verbringen kann und mit der er mindestens acht Kinder, mit international klingenden Doppelnamen zeugen kann. (Shermine-Céline, Lola-Sophie und Pierre-Gilbert stehen ganz oben auf der Namensliste.)

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DAS SCHREIT NACH PROSECCO

Sehen wir einmal lässig drüber hinweg, dass der Bachelor das wohl heißeste Geschoss am Reality-TV-Himmel ist, so lohnt es sich definitiv bei dem TV Format einzuschalten.

Neben exklusiven Yacht-Ausflügen, leicht bekleideten Beachvolleyball-Spielen am weißen Sandstrand und Schwimmen in den Weiten der Weltmeeren, stehen auch Plantschtouren mit Delfinen oder niedlichen Bahamas-Schweinchen auf dem Plan.
Bei romantischen Sonnenuntergängen werden gesponserte Produkte (Ich sage nur “Batida de Coco”!) breit grinsend in die Kamera gehalten. Dem Gegenüber wird bei einer sich anbahnenden Schweigeminute einfach eine Erdbeere zwischen die leuchtend weißen Kauleisten geschoben.

Aber es wartet auch mindestens ein beängstigendes Adrenalin-in-die-Höhe-teibendes Abenteuer auf die Teilnehmerinnen der Kuppelshow.
Dazu zählen seit Jahren schon Schreckensszenarien, wie Hubschrauberrundflüge oder – wenn’s ganz verwegen sein soll – ein Tandem-Fallschirmsprung.
Der Bachelor kann bei all dem Spektakel natürlich immer unter Beweis stellen, was für ein toller Hecht er ist. Er hält den kleinen Zitteraalen einfach die frisch manikürten Schweiß-Händchen und streichelt ihnen über die Knie.

Was also kann es Besseres geben, als ein paar Wochen bei strahlendem Sonnenschein in einer Luxus-Villa vor sich in zu brutzeln?
Wenn die einzigen Probleme, denen man sich entgegen stellen muss, die Frage nach dem maximalen Bräunungsgrad und der “Was-ziehe-ich-bei-der-nächsten-Bachelor-Begegnung-bloß-an?”-Frage sind?

Eigentlich hört sich das alles nach einem traumhaften (Gratis-) Urlaub unter Palmen an.
Ein Traumurlaub, ausschließlich mit sich gegenseitig ankeifenden Frauen.
Herrlich auch, die mitunter lästigen Überwachungskameras in allerfeinster “Big Brother is watching you”-Manier und ein Drehbuch, welches die Begriffe “Sex Sells” und “verbale Tiefschläge ausdrücklich erwünscht” enthält.

Wem’s gefällt! Why not? Und das alles für grob gesehen 15 Minuten TV-Ruhm!

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TRASH-TV ODER KARRIERESPRUNGBRETT?

Aber nun zu den harten Fakten und dem eigentlichen Grund, weshalb sich ein Großteil der Ladies beim Bachelor-Zirkus bewirbt.
Ist es tatsächlich die Hoffnung in einem TV-Hengst die große Liebe zu finden?
Freut man sich eventuell auf ein Abenteuer, eine Reise ins Unbekannte und extra viel Sonne?
Oder ist es vielmehr die Absicht, den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern?
Machen wir uns nichts vor:
Der Bachelor ist ein Karrieresprungbrett sondergleichen. Einige der Kandidatinnen konnten gleich nach der Ausstrahlung der ersten Sendung einen Followerzuwachs im fünfstelligen Bereich für sich verbuchen.
TV-Interviews und Red-Carpet-Einladungen bleiben da auch nicht aus.
Das schafft man sonst nur bei der Teilnahme bei Heidi Klum’s GNTM – oder im Dschungelcamp.

EMANZIPATION IM RÜCKWÄRTSGANG

Die Ladies tänzeln im knappen Bikini durch die Villa und wenden sich genüsslich am Pool.
Schließlich will man braun werden und nicht als farblose Wasserleiche zurück nach Tschörmany fliegen, wenn der Bachelor keine Rose mehr übrig hat.
Das Stichwort lautet nahtlose Bräune, denn nur so sieht man in seinem kurzen/engen/weit ausgeschnittenen/glitzernden Partyfummel bei der Nacht der Rosen sexy und begehrenswert aus.
Und da sagt noch einer, dass es auf die inneren Werte ankommt!
In welchen Läden kaufen die Ladies eigentlich ihre knappen Kleidchen?
Gibt es so etwas wie einen Haus- und Hofschneider für Bachelor-Kandidatinnen?

Immer wieder nimmt sich der Bachelor natürlich auch Zeit für persönliche Gespräche mit den Schönheiten. Unter dem Deckmantel eines Candle-Light-Dinners kommt es dabei nicht selten zum Austausch diverser Körperflüssigkeiten.
Schließlich will der Bachelor herausfinden, welche der Bewerberinnen den Lippenstift mit der besten Kussfestigkeit besitzt und – der Klassiker! – ob die Chemie stimmt!

Die Damen kichern an dieser Stelle leicht grenzdebil über ihr vermeintlich romantisches Dreamdate.
Es werden Liebesbriefe geschrieben, über die Vorlieben des Bachelors sinniert und in Gedanken wird bereits die Oma mit dem Schwiegerenkel in spe bekannt gemacht.
Bei Schweinebraten und selbstgemachten Kartoffelknödeln selbstverständlich!

Zwischenzeitlich kommt man sich wie in einem schlechten Highschool-Musical Abklatsch vor. Immer wieder spielt der Bachelor nämlich die gleiche Platte ab:
Er säuselt seiner “Lady des Tages” ins Ohr wie hübsch sie doch heute wieder aussieht, was für schöne Augen sie doch hat und ihr Lächeln!
Ja, die Lena ist schon eine Traumfrau.
Äh?! Die Lisa natürlich! Oder doch Laura?
Egal. Blond ist blond.

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FREMDSCHÄMMOMENTE

Bei einem derartigen Balz-Spektakel gibt es natürlich unzählige Fremdschämmomente, denn nicht jeder der TV-Akteure verfügt über einen umfangreichen Wortschatz und die verbale Ausdauer, die es braucht, um ein Gespräch über die magische Smalltalk-Linie zu bugsieren.

Täglich wird geknutscht (gerne auch mit mehreren Frauen, nacheinander), in Einzel-Interviews werden die Teilnehmerinnen dazu angestachelt über die Mitstreiterinnen herzuziehen.
Dazu kommt es nicht selten zu Wortneuschöpfungen der kreativeren Sorte.
Aber auch Schimpfwörter, die manche Bordsteinschwalbe aus dem Rotlichtviertel vor Neid erblassen lassen würden, sind vertreten.
Das Niveau tanzt Limbo – die Akteure des Bachelors tun es ihm gleich.
Wer sinkt am tiefsten?
Wer schafft es auf den harten Boden der Tatsachen?

2018 war es dann endlich soweit und eine Frau hat sich getraut dem Schürzenjäger eine ordentliche Ohrfeige für sein nicht gerade feinfühliges Benehmen zu geben.
Dieses kurze Aufflackern von Restwürde, hat so etwas wie Hoffnung aufkeimen lassen, dass es doch noch Frauen gibt, die sich nicht öffentlich bloßstellen lassen.

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MEIN BACHELOR FAZIT

Was wären wir nur ohne diese seichten, leicht durchschaubaren TV-Formate?
Welchen Grund gäbe es dann für uns nach einem langen Arbeitstag entspannt unseren Popo um 20.15 Uhr auf der Couch zu parken?
Das Gehirn wird für einen Moment auf Durchzug geschalten und das Creme-De-La-Creme des Trash-TV aufgesogen. Wir ergötzen uns an der scheinbaren Dummheit von Kandidaten aus Formaten wie  “Schwiegertochter gesucht”, “Bauer sucht Frau” oder eben “Der Bachelor”.

Eigentlich könnten wir uns diese Trash-TV-Formate allesamt sparen und nur auf das Dschungelcamp setzen – denn da landen sie am Ende alle. 🙂

 

In diesem Sinne Küsschen und bleibt anständig!
Eure Susa

 

Lace Bralette by  Hunkemöller

 

* Natürlich ist dieser Text mit einer gehörigen Portion Ironie zu verstehen. 
Ich greife weder die Kandidatinnen diverser Kuppelshows, noch den männlichen Hauptakteur auf persönlicher Ebene an.

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4 Kommentare

  1. 28. Februar 2018 / 20:14

    Liebe Susa,
    ein super toller Beitrag. Hast du wirklich mega geschrieben.
    Von Jahr zu Jahr finde ich verlieren diese Formate das bisschen “Witz” was sie vielleicht mal im Ansatz hatten auch noch. Deswegen schalte ich weder Dschungel noch Bachelor ein. Aber klar, auch ich habe mal den Bachelor geschaut. Aber inzwischen interessiert es mich einfach nicht mehr.

    LG Katharina
    http://dressandtravel.com

  2. 26. Februar 2018 / 15:41

    Ich finde solche Sendungen eher abschreckend 😉
    Denn schaue ich mir doch lieber eine schöne Serie bei Netflix an 😛

    Liebste Grüße
    Swantje von http://www.swanted.de

  3. Annette
    25. Februar 2018 / 19:34

    Auf den Punkt getroffen – aber ohne gehts halt auch nicht 🙂

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